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10 Jahre Solarschifffahrt in Österreich

Dass im Mai des Jahres 2011, ausgerechnet am „Tag der Sonne“, in Altaussee das erste Solarschiff Österreichs in Betrieb gegangen ist, ist kein Zufall und hat auch nichts damit zu tun, dass ein Solarschiff am Altausseer See auf Grund der geographischen Höhenlage halt ein wenig näher bei der Sonne ist. Hinter dem Solarschiff „Altaussee“ steht vielmehr eine Geschichte, die zwangsläufig in Altaussee, auf dem Tintenfass weltberühmter Literaten, enden musste.

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte im Jahre 1998 in Österreich, in der ehemaligen Schiffswerft Korneuburg. Eine kleine Gruppe Spezialisten, die trotz „Versenkung“ der traditionsreichen Schiffswerft überlebt hatte, versuchte mit Spezialschiffen die in Billiglohnländer abgewanderten Schiffsaufträge zu ersetzen. Kaum jemand weiß heute noch, dass in der Donau-Schiffswerft Seeschiffe für Deutschland, Russland und viele andere Länder gebaut wurden und dass viele Schiffe aus Korneuburg noch heute auf den Weltmeeren unterwegs sind. Auch das weltweit einzigartige, schwimmende Schulschiff (Bertha von Suttner) in Wien, stammt aus der Werft Korneuburg.

Genau aus dieser Werft kam 1998 auch ein Solarschiff. Damals wurde es auf den Namen „Sonnenschein“ getauft. Zwei der Werftfachleute, Josef Egger und Friedrich Gletthofer, haben berichtet, wie es zum Bau des Solarschiffes gekommen ist und mit welchen Herausforderungen sie damals konfrontiert waren. Außer ein paar kleineren Solarbooten für den Freizeitbereich, gab es nämlich in ganz Europa noch keine Erfahrung mit der Solartechnik für die gewerbliche Binnenschifffahrt. Deshalb war auch eines der größten Probleme nach der Fertigstellung des Schiffes – die Technik funktionierte zwar einwandfrei, aber kein Kapitän wollte das Ding fahren. Jeder war gewohnt, auf einem Schiff muss rumpeln und rauchen, sonst ist es kein richtiges Schiff. Bei dem Solarschiff rumpelte und rauchte aber schon überhaupt nichts. Die Schiffsbauer hatten nämlich alles investiert, was damals gut und teuer war. Die beste Siemens-Technologie, lange in der Schiffsversuchsanstalt getestet und letztlich so teuer wie ein mittleres Kreuzfahrtschiff. Dabei hatte das 15-Meter-Schiff gerade mal Platz für 58 Passagiere. Schon damals war das Schiff in der Lage, allein mit der Kraft der Sonne bis zu fünf Stunden 12 Km/h schnell zu fahren. Aber es führten alle Bemühungen nicht zum Erfolg. Das Solarschiff blieb auf der Werft liegen. Die Technologie war zu innovativ, zu früh am Markt. Die Schiffbauexperten beendete bald ihre Tätigkeit und die Österreichische Innovation wurde nach Deutschland verscherbelt.

Gelandet ist das Solarschiff „Sonnenstein“ am Bostalsee, ein Stausee im Saarland, der als Naturschutzgebiet mit Motorboot-Verbot, ein gutes Einsatzgebiet für ein Solarschiff darstellte. Zunächst wurde das Schiff in der Schiffswerft Braun/Speyer umgebaut (2000), um 10 Meter verlängert und den örtlichen Bedürfnissen angepasst. Dann leistete das Solarschiff, nun unter dem Namen „St. Wendeler Land“, klaglos seinen Dienst bis die Schiffseigner in Pension gingen.

Als dann Stern & Hafferl, damals schon als Umweltpionier bekannt, ein Schiff für die Betriebserweiterung auf dem Altausseer See suchte, schloss sich der Kreis. Mit „Auslandserfahrung“ kehrte das Solarschiff zurück nach Österreich und wurde nach umfassender Modernisierung auf den berühmten Namen der Ausseer Gemeinde getauft. In Österreich findet die Solartechnologie noch immer kaum Beachtung, aber für den Luftkurort Altaussee war die Ankunft des Solarschiffes wie das Heimkommen eines längst Erwarteten. Es hatte fast den Anschein, als wäre jeder Altausseer/Altausseerin ein Besatzungsmitglied des Solarschiffes. Inzwischen ist die Solarschifffahrt vielerorts fixer Bestandteil der Branche. Immer mehr Reedereien und Passagiere schätzen das lautlose und abgasfreie Gleiten über das Wasser. Die laufende Weiterentwicklung der Solartechnologie erlaubt bereits vielfältige Formen und Größen. Sogar Solarschiffe mit weit über 100 Passagiere sind schon Standard. Jüngster Zuwachs wird mit Ende des Jahres in Zürich erwartet, wo auf der Limmat gleich drei Solarschiffe Dieselschiffe ersetzen werden.

Das 10. Jubiläum der Solarschifffahrt in Österreich/Altaussee, ist gleichzeitig eine Markierungsboje für den Pioniergeist in der Binnenschifffahrt. Stern & Hafferl aus Gmunden, mit seiner Schifffahrtsabteilung unter der erfahrenen Führung von Frau  KommR. Mag. Doris Cuturi-Stern (geb. Schreckeneder), ist nicht nur Pionier der Elektroschifffahrt, sondern auch der Solarschifffahrt. Ganz nebenbei ist durch die mutige Unternehmerfamilie Stern & Hafferl auch die Vision der österreichischen Schiffsbauer aus Korneuburg in Erfüllung gegangen.

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