ArtShip – eine Ladung Kunst für Europas Wasserstraßen

Von Peter Baumgartner

Mit einem Binnenschiff kann man unterschiedlichste Güter transportieren. Kohle, Heizöl, Container – und auch Kunst.

Gemeinhin verbindet man den Transport von Gütern auf Wasserstraßen mit einem Frachtschiff – oder Cargoschiff, wie es in der Branche heißt. Fracht auf Passagierschiffen klingt schon eher exotisch. Obwohl, auch Passagiere sind eine „Fracht“ und letztlich kommt es nur darauf an, eine optimale Auslastung oder Wertschöpfung für jedes Schiff zu erreichen. Früher gehörte es zum Alltag, dass Personendampfer auch einen eigenen Frachtraum hatten. Umgekehrt übrigens auch. Frachtschiffreisen ist heute ein touristisches Nischenprodukt, findet aber zunehmend Kunden. Auch der Transport von Postsendungen auf Personenschiffen, kann auf eine lange Tradition verweisen.

Noch nicht so bekannt, ist der Transport von Kunst auf Passagierschiffen. Anders als bei der Kunstlogistik im Land- und Flugverkehr, geht es beim Thema ArtShip nicht nur um den Transport, sondern um ein Gesamtpaket. Ein ArtShip bietet Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre „Ware“ als „Verlader“ nicht nur zu transportieren, sondern auch zu präsentieren. Der Grund, warum sich alle kreativen Menschen zum Wasser und damit zum Schiff hingezogen fühlen, liegt wohl darin, dass man sich in der Nähe von Wasser einfach wohl fühlt. Denn am und im Wasser finden wir die Ruhe und Entschleunigung, die wir gerade heute so dringend für unsere körperliche und seelische Gesundheit brauchen. Für Kunstschaffende der ideale Ort, um ihre Kreativität ausleben und präsentieren zu können. Für Kunstsinnige der richtige Ort, um das Schöne und Wesentliche im Leben besser wahrnehmen zu können.

Bodypainting an Bord

Den Anstoß zum ArtShip hat kein Geringerer als Claude Monet höchst persönlich geleistet, als er sich 1872 ein schwimmendes Atelier bauen ließ, um außergewöhnliche, sonst unzugängliche Motive an seiner geliebten Seine malen zu können. Mit an Bord des Bateau Atelier waren allerdings keine Passagiere, sondern höchstens seine Gemahlin Camille.

Heutzutage sind manche Passagierschiffe wahre schwimmende Kunstsammlungen, die ständig in Fahrt sind und ausschließlich dem Kunstsinn der Passagiere dienen sollen. Kunstsinnige Reeder, die es sich leisten können, lassen überall an Bord Original Bilder von Künstlern aufhängen. Manche Kunstwerke werden eigens für das Schiff angefertigt. Viele davon liebevoll ausgesucht in den Passagierkabinen, aber auch in den öffentlichen Räumen, wie zum Beispiel in den Restaurants oder Bibliotheken. Auf speziellen Kunst-Themenreisen gibt es sogar Live-Performances an Bord und Künstler stehen für Fragen der Passagiere zur Verfügung. Bei Kunstausstellungen an Bord, kann man nach tiefgehenden Diskussionen mit dem Künstler/Künstlerin die Arbeiten auch kaufen.

Ein Binnenschiff ist also für Künstler, Kunstfreunde und für Reeder gleichermaßen ein Gewinn. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch deshalb, weil die einzigartig entspannte Atmosphäre an Bord und die Nähe zum Element Wasser die Seele öffnet. Die Bauart und der Einsatzort des Binnenschiffes bestimmen die Möglichkeiten, die Kunstschaffende nützen können. Jedenfalls können neue Kundenkreise erschlossen werden und wie selbstverständlich ändert sich alle ständig der Horizont, weil das ArtShip unbemerkt Grenzen überschreitet.

Foto: ARTSHIP-Herbert Wallner / Bild IBBS

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