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Die DONAU in SEENOT

Der Klimawandel ist „schuld“, dass es dem Donauwasser an den Kragen geht. Mit zunehmender Diskussion um die Folgen des Klimawandels wächst allseits die Begehrlichkeit um das rettende Wasser aus dem Strom.

Aber Klimawandel ist nicht gleich Klimawandel. Wenn man die laufenden Ereignisse der letzten Jahre genau anschaut stellt man fest, viele Naturkatastrophen werden dem Klimawandel in die Schuhe geschoben. Ob Hochwasser, Niederwasser, Dürre oder Überschwemmungen, es ist schon fast egal, was wo auf der Welt passiert, sofort sind Umweltexperten und Politiker, rapportiert von den Medien, zu Stelle und machen den Klimawandel zum Sündenbock. Oberflächlich betrachtet mag das so ausschauen. Nur die Reihenfolge der beschriebenen Abläufe wird oft bewusst falsch dargestellt. Tatsächlich zeigt uns der Klimawandel ja nur die Folgen der von uns verursachten Entwicklung. Wir sollten dem Klimawandel also dankbar sein, weil er uns auf hausgemachtes Fehlverhalten aufmerksam macht. Ohne ihn hätten viele noch immer nicht begriffen, dass wir mit unserer verkehrten Lebensweise auf dem falschen Dampfer sitzen. Ungeachtet dessen gibt es in den Köpfen einiger Zeitgenossen noch einen anderen Klimawandel, dessen Folgen infolge von Sauerstoffunterversorgung im Gehirn gerne dem allgemeinen Klimawandel untergeschoben werden. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass zum Beispiel eine gefährliche Kiesgrube ausgerechnet in ein Siedlungsgebiet hineingebaut wird? „Schuld“ sind dann nicht verheerende Regenfälle, wenn der Damm bricht, sondern Dummheit – meist gepaart mit Verantwortungslosigkeit. Wir haben einen Klimawandel, der uns noch lange schwer beschäftigen wird und wir haben den Klimawandel in den Köpfen vieler Zeitgenossen. Den könnten wir mit vermehrter Sauerstoffzufuhr sofort beseitigen.

Bereits jetzt leiden Flüsse unter Wassermangel. Quelle: IBBS

Die Donau, bzw. deren Wasser, war schon immer ein begehrtes Gut – auch schon, als das Wort Klimawandel noch gar nicht im Sprachschatz vorkam. Abgesehen von der vielfältigen Nutzung der Donau, hat auch der Verbrauch oder die Verwendung von Donauwasser eine lange Tradition. So ist die Nähe zum Fluss wegen der ständigen Wasserverfügbarkeit für landwirtschaftliche Betriebe schon immer von Vorteil gewesen. Auch als Trinkwasserlieferant spielt die Donau schon lange eine zentrale Rolle. Noch bevor professionelle Wasserversorgungsanlagen am Fluss gebaut wurden, trugen die Dorfbewohner das Wasser mit Eimern nach Hause. Noch früher spielte sich ein regelrechter Kampf der Giganten um das Donauwasser ab, der noch immer nicht beendet ist. Die Sprache ist von den geologischen Umständen beim Donauursprung, der den Fluss immer wieder zum Versickern bringt und Teile des Donauwassers in das Rheinstromgebiet abgeleitet werden.

Wie lange heißt es noch „Servus am Neusiedler See“?  Quelle: IBBS

Später, mit zunehmender Technologisierung, Industrialisierung und wachsenden Begehrlichkeiten der Menschen, wurde das Donauwasser zunehmend zum Spekulationsobjekt. Böse Zungen behaupten, der Rhein-Main-Donau Kanal wurde gar nicht für die Schifffahrt gebaut, sondern um Donauwasser in das trockene Franken ableiten zu können. 125 Mio. Kubikmeter Donauwasser können so jedes Jahr die Main Region versorgen. Ein unschätzbarer Wert für den Tourismus, die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung. 1992 wurde in Österreich der Marchfeldkanal gebaut, der Donauwasser auf die Gemüsefelder des Marchfeldes transportiert. Der sprudelnden Donauquelle verdankt Käpt’n Iglo immer genug Gemüse zu den Fischstäbchen. Ausgeraubte Grundwasservorräte und zunehmende Trockenheit würden ohne Donauwasser bald leere Teller bescheren. Überhaupt steht die Landwirtschaft vor der Herausforderung, immer mehr Donauwasser ableiten zu müssen, weil sie selber zum Teil durch falsche Anbaumethoden das Grundwasser bereits ausgebeutet hat und gleichzeitig immer mehr produzieren möchte. Auch der Weinanbau entlang der Donau braucht dringend eine gesicherte Wasserversorgung. „Kein Donauwasser ins Weinviertel pumpen“ forderten die NÖ-Grünen 2017. Man möge lieber die Landwirtschaft neu denken. Für die Industrie ist die Donau überhaupt eine Hauptschlagader. Allein die voestalpine in Linz braucht jährlich in etwa 560 Millionen m³ Donauwasser zur Kühlung ihrer Anlagen. Ohne Donauwasser keine Stahlproduktion in Linz.

Quelle: LRG Burgenland

Die aktuellsten Begehrlichkeiten um das Donauwasser kommen aus dem Burgenland. Der Neusiedler See trocknet aus. Auch hier wird der Klimawandel schuldig gemacht. Ihm voraus ging allerdings jahrelange Misswirtschaft, Fehlplanungen und Ausbeutung der Wasserreserven. Inzwischen ist aber nicht nur der See und die Landwirtschaft in der Region vom Wassermangel bedroht, sondern auch der zunehmende Tourismus. Kein Tourismus ohne See! Das ist eine absolute Horrorvorstellung für das Land. Vor diesem Desaster kann nur das Donauwasser retten – sagen die Experten. Dazu müsste flott ein Kanal von ungarischer Seite (Moson-Donau) zum Seewinkel und Neusiedler See gegraben werden. Ob das umgesetzt wird ist noch fraglich, denn andere Experten sind absolut gegen das Projekt und führen auch einleuchtende Gründe an. Auch das Umweltministerium steht dem Projekt ablehnend gegenüber. Aber irgendwoher muss Wasser kommen, sonst wird es für die Burgenländer eng. Um den Pegel im See 1 cm anzuheben, sind 3 Mio. Kubikmeter Wasser notwendig. Experten wünschen sich 30 Mio. Der Wassergott Neptun wird allein mit seinem Dreizack die Seenot der Donau nicht ändern können.

Im Kampf um das Donauwasser mischt natürlich auch die Finanzwelt kräftig mit. Da gibt es den Internationalen Verband der Wasserwirtschaftsunternehmen im Einzugsgebiet der Donau (IAWD), die sich gemeinsam mit der Weltbank um die Wassersicherheit, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung „kümmert“. Der Verein nennt sich „Stimme der Donau“ und man fragt sich unwillkürlich wie es möglich ist, dass ein finanzkräftiger Verband als Stimme für achtzig Millionen Menschen in siebzehn Nationen es noch nicht geschafft hat, wenigsten die größten Umweltschäden vom Donauwasser fernzuhalten. Jedenfalls fließt beim „Danube Water Programm“ seit 2013 viel Fördergeld die Donau hinunter. Forschung zum Selbstzweck ist eben ein probates Mittel zur Selbstfinanzierung. Aber vielleicht sind gerade anhaltende Umweltschäden die Quelle, aus der für manche dauerhaft Geld sprudelt?

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