Die Dreieinigkeit

Christina Gruber ©Matthias Nemmert

Drei unterschiedliche Tätigkeiten, die im Kern eins sind: Christina Gruber. Sie ist Künstlerin, Gewässerökologin – und Denkerin und sie arbeitet an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. In ihrem Schaffen befasst sie sich mit gesellschaftlichen Phänomenen und deren Effekten auf die Erdoberfläche. Sie stellt international aus und hält Lecture-Performances und Talks in Museen, auf Festivals und Konferenzen. Christina Gruber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Hydrobiologie/BOKU Wien und arbeitet dort zur Wiederbesiedlung des Störs in der Donau. Wasser ist für sie das Element, das alle Dinge auf der Erde gemeinsam haben – von Wolken bis zu Datenzentren. Ein Interview:

Ich lese aus Ihren Texten eine enge persönliche Beziehung zum Fluss heraus. Vielleicht können Sie darauf noch etwas eingehen. Betrifft die Beziehung „nur“ das fließende Wasser oder gleichermaßen auch stehendes Gewässer (See, Teich)? Anscheinend priorisieren Sie die Donau oder ist das jetzt nur beruflich bedingt? Gibt es auch andere Gewässer Favoriten und warum? Ich würde mich grundsätzlich als Wassermensch bezeichnen. Die Bevorzugung von Flüssen hat sich eher zufällig ergeben, das Meer ist zu weit weg und meine Wohnorte waren, bis jetzt, immer an fließenden Gewässern. Die Donau hat mich schon immer besonders fasziniert, da im Jahresverlauf, unterschiedliche Wasserstände (Hochwässer aber auch Niederwasser) komplett neue Landschaften zum Vorschein bringen. Ich mag aber auch Seen, wie den Lunzer See und Zubringer der Donau, wie die Ybbs. Ihre Erzählungen mit „ich bin Donau“, „durchströmt mich“, „in mir finden Anlandungsprozesse statt“ usw., lassen auf eine sehr sensible Wahrnehmung schließen. Möchten Sie das noch etwas ausführen? Neben Sie das körperlich wahr? Die Donau hat unterschiedliche Temperaturen, Fließgeschwindigkeiten, Schwebstoffe etc. Manchmal auch Treibgut, losgelöst durch Hochwasser. Ist es schmerzlich zu spüren, von der Donau durchströmt zu werden, die gerade viele schöne Aubäume abtransportiert? Wie nehmen Sie Schiffe am Fluss wahr? Wie muss man sich die Anlandungsprozesse vorstellen? Haben Ihre inneren Inseln Namen? Nehmen Sie das Wasser mit allen Sinnen wahr (wie riecht die Donau, wie schmeckt der Mississippi etc.) Diese Aussagen mache ich um Gedankenexperimente anzustoßen, da ich überzeugt bin, dass wir alle unsere Umwelt wahrnehmen können und müssen. Oftmals sind aber unsere Sinnesorgane schon zu sehr beschäftigt und die Signale kommen nicht an. Die Beziehung zu unseren Gewässern ist für viele von uns nur indirekt spürbar, wir gehen gerne an Flussufern spazieren, beziehen Energie aus Wasserkraft und baden in Flüssen. Was aber oft übersehen wird ist, dass unsere Handlungen direkte Auswirkungen auch auf den Wasserkreislauf und somit unsere Gewässer haben.


Sie sind ein kunstschaffender Mensch. Wo ist für Sie die Schnittstelle zwischen Kunst und Fluss (Donau)? Die Schnittstelle ergab sich für mich automatisch, das Thema Fluss und Wasser ist für mich so präsent geworden, dass es auch in meine Kunst einfließt. Oft sind Wasserphänomene auch Ausgangspunkt von künstlerischen Arbeiten. Zuletzt habe ich eine Videoarbeit zu Sonnenbarschen in der Neuen Donau gedreht, wobei für mich wichtig war, dass Thema der invasiven Arten zu adressieren, aber auch den Charakter dieses Fisches einzufangen.
Flüsse/Seen haben selber eine mehr oder weniger bedeutende Kultur/Kunstgeschichte. Gibt es da etwas, was Sie besonders angesprochen hat und warum? Menschliche Städte, Kulturräume sind eng mit Flüssen verknüpft, sie bilden die Lebensader und ermöglichen Austausch, Transport, Lebensgrundlage. Ich denke, dass ein Fluss viele alltägliche Dinge erleichtert, mir fällt da die Entsorgung der Abwässer ein. Ohne Fluss, ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Gibt es Pläne/Projekte/Ideen künstlerischer Art, die Sie im Zusammenhang mit dem Wasser verwirklichen wollen? Zurzeit beschäftige ich mich mit Unterwassertonaufnahmen der Donau und wie diese in der Wissenschaft, aber auch künstlerisch genutzt werden können.

Danke für das Gespräch.

Translate »