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Die Krone der Schöpfung

„Es wird uns nicht nützen, die Symptome der ökologischen Krise zu beschreiben, wenn wir nicht deren menschliche Wurzel erkennen.“ (Papst Franziskus)

In loser Folge wollen wir in den nächsten Wochen unter dem Titel „Die Krone der Schöpfung“ die Probleme mit unseren Fließgewässern, insbesondere mit der Donau, besprechen. Immer den Blick auf die menschlichen Ursachen im Fokus. Wir müssen dabei ein, zwei Schritte zurücktreten, damit der Überblick gewahrt wird und alle Perspektiven beleuchtet werden. Die Natur, sagt Papst Franziskus, ist nichts anderes als die Vernunft der göttlichen Kunst, die den Dingen eingeschrieben ist und durch die die Dinge sich auf ein bestimmtes Ziel zubewegen. Genau so, als könne der Schiffsbauer dem Holz gewähren, dass es von selbst die Form des Schiffes annimmt.

Aber irgendwie ist das biblische Projekt an die Wand gefahren und aus der Krone der Schöpfung wurde ein Inquisitor. Die Frage heute ist, zahlt es sich noch aus, Ursachenforschung zu betreiben, wenn wir offensichtlich eh nicht gewillt sind, die logischen Schlüsse daraus zu ziehen. Da hat ein unsichtbares Nichts namens Covid-19, den Globalisierungsfanatikern gezeigt, dass sie die Schöpfungsverantwortung völlig falsch verstanden haben. „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (Gen 1,28). Die infantilen Verfechter des Neoliberalismus waren bis jetzt der Meinung, sie sind der von oberster Stelle autorisierte Boss auf dem Planeten und nur sie können die Natur beherrschen. Die menschliche Dominanz wurde und wird als unanfechtbar betrachtet und alles andere hat sich gefälligst unterzuordnen. Gefühlt viel zu lange, aber zeitgeschichtlich sehr rasch hat sich herausgestellt, die „Unterwerfung“ der Erde durch „die Krone der Schöpfung“ ist ein Pyrrhussieg. Wir, die Herrscher über das Universum, wurden darauf reduziert, nur noch Klopapier horten zu dürfen und nach Politikern zu rufen, die uns aus dem Schlamassel wieder rausführen. Selbst da vergessen wir, dass wir selber die Politik sind. Sogar in der kleinsten Gemeinde hat sich das (Nichtwähler)Virus festgesetzt und die Menschen sind nicht in der Lage, die verantwortlichen Umwelt-Desperados mit dem nassen Fetzen aus dem Dorf zu jagen. Der über alles „erhabene Mensch“ ist ziemlich unwichtig und entbehrlich geworden. Aber hat es ihn deshalb zur Kursänderung veranlasst? Nein, im Gegenteil. Es wird uns nicht nützen, die Symptome zu beschreiben, wir werden sie schon auch bekämpfen müssen, wenn wir die Reaktion einer rachsüchtigen und erbarmungslosen Natur überleben wollen.

Neben der grundlegenden Erkenntnis was falsch läuft, die bei ganz vielen Menschen leider noch immer nicht angekommen ist, spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Die Bekämpfung von Covid-19 hat zunächst nicht gezeigt, dass wir die Ursachen verstanden haben. Wie es derzeit ausschaut, haben wir auch den Zeitpunkt bereits verpasst, wo wir noch eine positive Entwicklung hätten einleiten können. Was das für unsere Gewässer und die Donau bedeutet, sehen wir schon fast täglich in den Nachrichten: Während die Wasserqualität immer schlechter wird, geht uns das Trinkwasser vielerorts langsam aus und „zu Tal“ fließt nur noch die Biodiversität. Längst sehen wir überall die Auswirkungen des Klimawandels und dennoch bestimmt der politische und ökonomische Machterhalt die Handlungsweise. Statt zu verhindern, dass die Folgen der Klimaveränderung immer schlimmer werden, setzen wir die gegenwärtigen Produktionsmodelle und Konsumgewohnheiten unbeirrt fort und suchen nach der möglichst umfassenden Resilienz. Es scheint, wir haben die geistige Wüstenlandschaft bereits abgeschrieben. Thomas Christen hat 1999 für das Schöpfungs-Lied von Udo Jürgens geschrieben:

Wir tragen Die Krone der Schöpfung
Eher so wie einen Karnevalshut
Besoffen vom Größenwahn
Fühlt sich die Menschheit
Edel und gut Und absolut

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