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Floating Monument voraus!

Nein, an dieser Stelle soll nicht über schwimmenden Denkmäler wie Cunards RMS Queen Mary, Île de France, White Star`s Olympic, Titanic oder Majestic gesprochen werden. Hier soll es um eine aktuelle Geschichte rund um den Denkmalschutztag gehen, der am 25. September auch in Österreich ein traditionelles Ereignis ist.

Text: Peter Baumgartner

Das Motto des diesjährigen Erinnerungstages lautet „Denkmal voraus: Denkmalschutz = Klimaschutz“. Passend zur allgegenwärtigen Klimadebatte hat man sich wohl gedacht, den „Aufhänger“ kann man auch für den Denkmalschutz verwenden. Tatsächlich ist die Idee nicht abwegig. Die Erhaltung, Pflege und Nutzung historischer Bauten hat sehr viel mit Umweltschutz zu tun. Allein wenn man daran denkt, wertvolle Rohstoffe ressourcenschonend möglichst lange zu nutzen, gewinnt ein achtsamer Umgang mit historischen Bauwerken große Bedeutung. Folgerichtig wird es vom Bundesdenkmalamt mit der Feststellung, Denkmalschutz ist Klimaschutz, auf den Punkt gebracht.

Auch Vizekanzler Werner Kogler betonte in seiner Eröffnungsrede zum Denkmalschutzjahr: „Im Kern geht es in der Denkmalpflege darum, unser historisches, unser kulturelles Erbe für nachfolgende Generationen zu bewahren und erhalten. Dabei braucht es achtsamen Umgang mit knappen Ressourcen, Respekt vor den Werken und den Werten anderer Menschen und ein Bewusstsein für die Verantwortung, die wir für alle haben, die selbst nicht mitreden können. Das ist der Punkt, an dem sich Denkmalschutz und Klimaschutz auf das Wunderbarste berühren.“

Kabinenschiff THEODOR KÖRNER / Quelle: Kapt. Otto Steindl

Österreichweit sind 2022 mehr als 280 historisch wertvolle Objekte für interessierte Besucher zugänglich. Darunter weltbekannte, historische Bauten wie die Grazer Burg, das Belvedere oder großartige sakrale Bauten. Auch weniger Bekanntes wie die Dörferbahn von Absam, findet 2022 Anerkennung. Für Österreich durchaus ungewöhnlich, findet sich auch ein Binnenschiff unter den Ehrengästen des Festtages. Es ist dies das Dampfschiff GISELA vom Traunsee. Einer der ältesten Dampfer der Welt (1871 gebaut), dessen einzigartige Dampfmaschine man in voller Fahrt bewundern kann. DS GISELA ist der „lebende“ Beweis dafür, dass die ressourcenschonende Nutzung wertvoller Rohstoffe bei umsichtiger Behandlung sehr lange dauern kann.

Voith-Schneider-Antrieb / Quelle: Firma Voith

Der Festtag zum Tag des Denkmals hat leider auch eine Schattenseite. Generell sind in Österreich schwimmende Denkmäler unterrepräsentiert. Nicht weil es so wenige davon gibt, sondern weil die Schwerpunktsetzung im österreichischen Denkmalschutz landlastig ist. Ein negatives Beispiel ist aktuell das österreichweit bekannte Kabinenschiff THEODOR KÖRNER, das viele Jahrzehnte den großen Namen des ehemaligen Bundespräsidenten und die österreichische Fahne stolz in alle Donauländer getragen hat. 1965 noch in der damaligen Schiffswerft Korneuburg gebaut, sticht das Schiff besonders durch seinen Antrieb hervor, den Ernst Leo Schneider (1894-1975) bereits 1927 – vor 95 Jahren – erfunden hatte. Passierend auf einem US-Patent, das der österreichische Erfinder 1940 eingereicht hat, trat der sogenannte Voith-Schneider-Antrieb seinen weltweiten Siegeszug an und wird bis heute nahezu unverändert verwendet. Eben diesen Antrieb hat auch das Kabinenschiff THEODOR KÖRNER und ist somit Denkmal einer einzigartigen österreichischen Erfindung.

Das Bundesdenkmalamt sieht es jedoch nicht so. Das Schiff verfügt „über nicht ausreichende Denkmaleigenschaften im Sinne des Denkmalschutzgesetzes. Eine Einleitung eines Unterschutzstellungsverfahrens ist daher nicht beabsichtigt.“ Inzwischen wurde das Ernst Leo Schneider-Denkmal um einen Spottpreis versteigert. Es ist damit zu rechnen, dass die Tage des Denkmals gezählt sind…

Beitragsbild: DS GISELA / Quelle: Traunsee Schifffahrt

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