Kombinierter Verkehr in den Medien

Wenn sogenannte qualifizierte Medien über den Kombinierten Verkehr berichten, meinen sie nicht etwa das, was man allgemein unter Transport einordnet, sondern die Verknüpfung und Verschmelzung gemeinsamer Interessen einer Gruppe, die dann ihre (tendenziösen) Schlussfolgerungen der öffentlichen Wahrnehmung unterjubeln.

Redaktion: Peter Baumgartner.

Mehrgliedrig ist bei dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit nur die Anzahl der Mitglieder, deren Verkehrsträger (LKW) sich nur im jeweiligen Zugang zu diesem unterscheidet. Dass dieser System-Journalismus so gut funktioniert und von der Öffentlichkeit kaum hinterfragt wird liegt daran, dass Logistik in der Öffentlichkeit nur dann wahrgenommen wird, wenn im Suez Kanal ein Schiff stecken bleibt. Und es liegt auch daran, dass der System-Journalismus sehr gut organisiert ist. Nur, genau deshalb wird die Medienarbeit zwar zielorientiert, aber inhaltlich nicht besser. Vielmehr liefert sie einen Einheitsbrei, der sich bestenfalls zur Selbstdarstellung eignet und die üppige Medienförderung rechtfertigt.

Kombinierter Verkehr soll eigentlich eine Transportart beschreiben, bei dem der überwiegende Teil der Transportstrecke mit der Bahn und/oder mit dem Binnenschiff zurückgelegt wird. Entscheidend dabei ist, dass der notwendige Vor- und Nachlauf auf der Straße mit dem LKW so kurz als möglich gehalten wird. Damit im Zusammenhang steht natürlich auch die Betriebsansiedlungspolitik, die in Österreich bekanntlich eine Angelegenheit der Gemeindestube ist, wo übergeordnete Ziele Null Bedeutung haben. Der Vorteil des Kombinierten Verkehrs im Verbund mit einer intelligenten Raumordnung liegt darin, dass jeder Verkehrsträger seine spezifischen Vorteile ausspielen kann und die Kombination der Vorteile zu einem optimalen Transportergebnis führen.

Optimal heißt in diesem Sinne volkswirtschaftlich und nicht etwa billig und/oder einfach. Will man also objektiv über den Kombinierten Verkehr sprechen, dann führt kein Weg daran vorbei, dass man über die Kombinationsmöglichkeiten aller Verkehrsträger, LKW/Bahn/Binnenschiff und wo möglich auch Luft und Pipeline, reflektiert. Genau darauf zielt auch seit Jahren die staatliche Förderung des Kombinierten Verkehrs ab, die in der aktuellen Förderperiode (bis 2025) mit jährlich 4 Mio. Euro dotiert ist. Das Geld wird zwar regelmäßig und dankbar abgeholt, allein der gewünschte Effekt bleibt ebenso regelmäßig aus. Im Gegenteil. Die geldgebende Ministerin wird auch noch in den Qualitätsmedien kritisiert, weil sie ein Ergebnis erwartet, das den Förderrichtlinien entspricht. Angesichts der aktuellen Zahlen und angesichts der Prognosen für die Transportentwicklung sollte eigentlich klar sein, wo die Herausforderungen liegen und dass jeder seinen Beitrag zu leisten hat.

Gefordert ist in diesem Sinne nicht nur die Politik, die verladende Wirtschaft und die Transportwirtschaft, sondern auch die Medienlandschaft, deren Aufgabe es ist, objektiv über Fakten zu berichten und Fehlentwicklungen zu hinterfragen. Insbesondere jene Medien, die in der Eigenwahrnehmung von sich behaupten, die Nr. 1 unter den qualifizierten Medien zu sein. In der Umsetzung der „qualifizierten“ Medienarbeit aber zum Beispiel eine ganze Beilage über Logistik und Kombinierten Verkehr zu schreiben, ohne die Binnenschifffahrt wenigstens am Rande zu streifen, ist eine Meisterleistung für sich.

Österreich hat mit der Wasserstraße Donau eine einzigartige Transportverbindung zu allen wichtigen Wirtschaftsmärkten weltweit. In Kombination mit anderen Verkehrsträgern verfügt Österreich hiermit also über die Mittel, jede Transportabwicklung optimal zu gestalten. Die Bahn als grünes Feigenblatt zu nutzen und den LKW zu priorisieren, ist keine logistische Meisterleistung und sich dafür auch noch öffentlich feiern zu lassen, ist erbärmlich. (RED)

 

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2022

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