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Wassertourismus in Kärnten

Alles hat ein Ende – auch ein Vorzeige-EU-Projekt wie CEMOBIL, schrieb die Kleine Zeitung am 10. Jänner 2016 in Kärnten.

Text: Peter Baumgartner

Der von Klagenfurt mit Steuergeld erworbene rollende Projektfuhrpark wurde nach fünf Jahren verscherbelt. Ob er auch so „günstig“ unter den Hammer gekommen ist, wie unlängst die „zu günstigen Abverkäufe“ (Landesrechnungshof) der Kärntner Landesregierung, wissen wir nicht. Ist ja auch egal. Auf Pump leben ist in Kärnten quasi eh normal.

Zum 10-jährigen Jubiläum wird jetzt auch der schwimmende Projektteil von CEMOBIL verscherbelt. Das „Krone“-Elektroschiff „ES Maria Wörth“ steht auf Willhaben zum Verkauf. Um 299.000 Euro will man sich jetzt vom einst „modernsten Elektro-Solar Schiff von ganz Europa“ trennen, damit Platz für Neues entstehen kann.

Zur Erinnerung, 2009 hat sich der Klagenfurter Stadtsenat einstimmig dafür entschieden, einen Beitrag zu den Kyoto Zielen zu leisten. Vielmehr – der Steuerzahler sollte es sich leisten, denn das kommunale, EU-Projekt CEMOBIL kostete in Summe 6 Mio. Euro. 440.000 Euro kostete allein das Solarschiff (Kontrollamt). Allerdings, ein Solarschiff wurde daraus bis heute nicht, obwohl man immerhin nach sieben Betriebsjahren ein paar Solarzellen aufs Dach nagelte. Der damalige und nach einer Unterbrechung heute wieder amtierende Bürgermeister Christian Scheider bewarb das Projekt als „die Initiative für die grüne Stadt der Zukunft“. So richtig mochten ihm das die Kärntner eh nicht abkaufen. Im ersten Projektjahr lag der Bekanntheitsgrad des Umweltprojektes im Keller und selbst nach fünf Jahren intensiver (kostspieliger) Bewerbung, hatten laut FH-Umfrage erst 39 Prozent davon gehört.

Folglich, von den Projektzielen, nachhaltige Verbesserung der Umweltqualität, Verringerung der Luftschadstoffe und des Lärms, ist die Landeshauptstadt (und das Land) weiter entfernt als je zuvor. Also kommt es nicht unerwartet, dass man sich jetzt auch vom „meistbestaunten“ Lendkanalschiff trennt, obwohl es zehn Jahre „problemlos“ den seichten Kanal befuhr. „Problemlos“ dürfte die kurze Betriebszeit jedoch nicht verlaufen sein, denn meistens glänzte das „KronenZeitung-Schiff“ durch Abwesenheit. Irgendwann hat man auf das Entschuldigungsplakat ein Austauschpickerl geklebt, um nicht dauernd ein neues Plakat aufhängen zu müssen und schließlich den Betrieb ganz eingestellt.

Problemlos hat hingegen das Vorgängerschiff des „Meistbestaunten“ funktioniert. Der elektrische „Lendwurm“ war zwar nicht so schick und hat dem Steuerzahler vergleichsweise nichts gekostet, gehörte aber dennoch zum vertrauten Stadtbild bis man im Rathaus gemeint hat, mit dem spielen wir jetzt Schifferl versenken. Man wollte nichts Funktionierendes, sondern politischen Einflussfaktoren, wie es ein ehemaliger Schifffahrtsmanager formuliert hat, den Vorzug geben.

Die extra für CEMOBIL angeheuerte Werbefirma hatte ein Logo kreiert, das Natur und E-Mobilität in Einklang bringen und als „Lachmund“ in Erscheinung treten sollte. Das Lachen ist dem Steuerzahler inzwischen längst vergangen. Aber vielleicht sollten eh andere lachen…

Jetzt sprießen wieder neue Ideen um den Wassertourismus in Kärnten. Solarschiff ist out. Die Seebühne versenkt. Die Draustadt hat die Schifffahrt vertrieben. An die See-Seilbahn mag sich auch niemand mehr erinnern und an den überdachten See schon gar nicht. Nur die öffentlichen „Fußbäder“ des Landeshauptmannes geistern noch gelegentlich durch die Medien und vielleicht kommt wieder ein neues, viel bestaunenswerteres Schiff geschwommen. „Die Ideenbox füllt sich“, sagt die ÖVP und bläst zum „LaLaLend“, um die vergammelte, städtische Wasserstraße wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu
Wenn die kleinen Babys schlafen
Drum (lieber Steuerzahler) schlaf auch du…(Heinz Rühmann)

Bilder: IBBS

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